Die Color Decision List (CDL)

Color Grading, DaVinci Resolve -

Die Color Decision List (CDL)

CDL steht für „Color Decision List“. Es ist ein Metadatenformat, das von der American Society of Cinematographers (ASC) entwickelt wurde, um rudimentäre Farbkorrekturinformationen zwischen Postproduktionstools auszutauschen.

Mitunter ist manchmal erforderlich, ganz einfach eine non-destructive Look-Kommunikation anzuwenden, anstatt auf ein Image eine Farbkorrektur anzuwenden. Die Farbkorrektur wird in so einem Fall dann ganz einfach als Metadaten "beschrieben" und das Bild wird ohne kreative Veränderungen übertragen. Dies vereinfacht die Versionierung von Looks erheblich, da man ganz einfach nur noch diese Metadaten aktualisieren brauch, ohne dass Bilddaten jedes Mal erneut übertragen werden müssen.

Besonders in VFX-Workflows sind CDLs sehr verbreitet, da der VFX-Artist sowohl die ungegradete Aufnahme als auch den beabsichtigten Look benötigt. Die ungegradete Aufnahme ermöglicht es dabei dem VFX-Artist, in "wirklich" linearem Licht zu arbeiten, und der geplante Look ist erforderlich, um zu überprüfen, ob die einzelnen Plates nach dem Anwenden des Looks noch zusammen funktionieren.

Slope, Offset, Power

Grundsätzlich definiert die CDL eine parametrisierte Funktion, um den Rot-, Grün- und Blaukanal eines Bildes individuell zu verändern. Zusätzlich spezifiziert die CDL noch eine globale Sättigung.

Dabei heißen die drei Tonkurvenparameter Slope, Offset und Power. Diese Parameter sind einfache mathematische Operationen, die es dem Coloristen ermöglichen, die eingehenden Daten der Aufnahme zu modifizieren.

Folgendes ist dabei wichtig zu wissen:


Slope“ ist ein Multiplikator für die eingehenden Daten
Offset“ ist eine Summe der eingehenden Daten
Power“ ist eine Power-Funktion für die eingehenden Daten

Und die Formel lautet: out.rgb=(in.rgb*Slope.rgb+Offset.rgb)^Power.rgb

in.rgb = rote, grüne, blaue Werte eingeben
out.rgb = rote, grüne, blaue Werte ausgeben
Slope.rgb = Slope Rot-, Grün-, Blauwerte
Offset.rgb = Offset Rot-, Grün-, Blauwerte
Power.rgb = Power Rot, Grün, Blau Werte

Der vierte Parameter „Saturation“ wird erreicht, indem die out.rgb-Daten in eine Luma- und Chroma-Komponente umgewandelt werden. Das Chroma-Signal wird dann mit dem Parameter „Saturation“ multipliziert, eigentlich ganz einfach.

Nun sind für die meisten in CDL ungeübten die Begriffe "Slope" und "Power" nichts-sagend. Aber keine Angst, hier folgt die Erklärung.

Mit Slope und Offset kann man sowohl die „Belichtung“ und den „Kontrast“ erzeugen, aber auch „Lift“ und „Gain“. Dabei wird die Belichtung durch den Offset erreicht. Der Kontrast hingegen wird durch eine Kombination von Offset und Slope erreicht, das Gain wird mittels Slope eingestellt und Lift wird durch eine Kombination von Offset und Slope, und das Gamma wird durch Power eingestellt bzw. erreicht.

Metadaten Formate

Generell wird ein CDL-Grading durch zehn Werte angegeben, diese können dann in verschiedenen Formaten gespeichert werden. Diese zehn Werte sind:

Slope.red
Slope.green
Slope.blue
Offset.red
Offset.green
Offset.blue
Power.red
Power.green
Power.blue
Saturation

Dateiformate

Eine CDL wird immer in einer Textdatei mit Endung .cdl gespeichert. Dabei hat die Datei eine XML-ähnliche Struktur. So wird eine sogenannte CDL-Klasse definiert, welche beispielsweise so aussehen kann:

<ColorDecisionList>
<ColorDecision>
<ColorCorrection>
<SOPNode>
<Slope>0.724473 0.714034 1.001592</Slope>
<Offset>0,012803 0,016972 -0,034158</Offset>
<Power>1.061705 1.000025 0.891473</Power>
</SOPNode>
<SatNode>
<Saturation>0,653018</Saturation>
</SatNode>
</ColorCorrection>
</ColorDecision>

</ColorDecisionList>

Ein weiteres Dateiformat ist .ccc . Es ist prinzipiell ein ähnliches Konzept, kann aber im Gegensatz zu .cdl mehrere CDL Strukturen enthalten. Für ein Avid Log Exchange kann das Format .ale genutzt und CDLs je Shot gespeichert werden. Zu guter letzt sei noch .edl genannt. In .edl Formaten können CDL Werte je shot in einer robusten CMX 3600 Edit Decision List (EDL) gespeichert werden.

Color Management

Leider definiert CDL nicht den Bildstatus und die Color Management Pipeline, in der diese Formel angewendet wird. Dies bedeutet, diese die zehn Werte zwar eine Farbkorrektur beschreiben, aber nicht die Art und Weise, wie die Werte angewendet werden. Die in einem Log Color Space angewendeten Werte können jedoch zu einem anderen Ergebnis führen, als wenn dieselben Werte in einem Display Color Space angewendet werden. Dies ist übrigens auch der Grund, warum manchmal CDL Werte zwischen verschiedenen Anwendungen nicht matchen, also nicht übereinstimmen.

Damit CDL funktioniert, benötigt man einen zusätzlichen Colour Management Layer, der das Bild in den richtigen State umwandelt, die CDL-Werte anwendet und das Bild schließlich gegebenenfalls in einen anderen Image State umwandelt. So gibt es verschiedene Color Management Frameworks wie „OpenColor IO“ oder „Truelight Colour Spaces“. Bei manchen Produktionen werden auch einfach „Lookup Tables“ (LUT) für die Input- und Output-Transformation erstellt und die CDL-Werte anschließend händisch angewendet.

Konformität

Die einzige Möglichkeit, CDL-Werte automatisch auf mehrere Aufnahmen anzuwenden, ist die Verwendung von ALE und EDL. Dadurch ist CDL nur in sehr wenigen Workflows anwendbar.

In .cdl- oder .ccc-Dateien werden ausserdem keine Kamera-Metadaten gespeichert, was es unmöglich macht, CDL-Werte in mehrere Aufnahmen „massenhaft einzufügen“. Oft findet manuelles Kopieren und Einfügen statt, was schnell sehr unbefriedigend und zeitaufwändig ist. Manche Tools bieten eine intelligentere Kopier- und Einfügefunktion, wenn die .cdl-Werte wie der Dateiname oder die Clipnamen der Aufnahme benannt werden, sodass die entsprechenden Metadaten im Dateinamen gespeichert werden. Große VFX-Häuser verwenden ihr Asset-Management-System, um die CDL-Werte für die richtigen Aufnahmen bereitzustellen.

Fazit

CDL ist ein sehr mächtiges Konzept, um eine einfacheFarbkorrektur und Transformation softwareunabhängig "zu beschreiben" und zu kommunizieren. Damit CDL auch funktioniert, benötigt eine Produktion eine zusätzliche Farbmanagement- und Asset-Management-Pipeline, um CDL-Werte erfolgreich zwischen Softwarepaketen zu verteilen. Dies ist auch ein Grund, warum die meisten Freelance Coloristen noch nie etwas von CDL gehört oder damit gearbeitet haben. Es sagt also nichts über die Professionalität eines Coloristen bzw. einer Coloristin aus.

 


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